Studientag von Bistum Eichstätt, Bund Naturschutz und KLB Bayern zur Deregulierung der Gentechnik

12.03.2025 | Pressemeldung

Die vorliegenden Verhandlungspapiere der EU-Kommission, des Länderrates und des EU-Parlamentes zur Deregulierung der sogenannten Neuen Gentechnik sind unhaltbar, weil sie fundamentale ökologische Prinzipien ignorieren und ausschließlich auf molekularbiologischer Ebene wissenschaftlich hinterlegt sind. Das war die einhellige Einschätzung aller Expertinnen und Experten beim mit rund 50 Teilnehmenden gut besuchten Studientag „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!?“, den die Stabsstelle Schöpfung, Klima- und Umweltschutz im Bistum Eichstätt, der BUND Naturschutz Bayern und das Landes Bildungswerk der KLB in Bayern am vergangenen Samstag im Priesterseminar des Bistums Eichstätt veranstaltet haben. „Schöpfung ist eine Gabe. Das bedeutet die Verpflichtung, anders damit umzugehen, als mit einem Werkstoff, über den ich einfach verfügen kann.“, mahnte Bischof Hanke, der zu Beginn der Tagung aus seinen 30 Jahre zurückliegenden Erfahrungen zu diesem Thema aus seiner Zeit als Abt des Klosters Plankstetten berichtete.

Hanke zeigte sich dankbar für diese Tagung, weil Ökologie und Schöpfung gesellschaftlich gerade an Relevanz verloren hätten, was eine gefährliche Entwicklung angesichts der Herausforderungen sei. Deshalb müsse Kirche die Stimme für Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung erheben. „Wir verändern Schöpfung, ohne die möglichen weiteren Veränderungen noch kontrollieren zu können.“, so Hanke weiter in seinen einführenden Worten.

Es muss um die wissenschaftliche Evaluierung der Chancen und Risiken gehen

Frau Professor Dr. Tielbörger vom Lehrstuhl für Vegetationsökologie der Uni Tübingen machte im Hauptvortrag der Veranstaltung klar, dass es ihr nicht darum gehe, die neuen Verfahren der Gentechnik grundsätzlich abzulehnen. Das mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Verfahren CRISPR-Cas 9, die sogenannte „Genschere“, sei sicher wertvoll und könne Veränderungen im Erbgut wesentlich zielgerichteter erreichen, als herkömmliche Züchtungsverfahren. Deshalb argumentierten Molekularbiologen, das Verfahren müsse hinsichtlich der Auflagen der herkömmlichen Züchtung gleichgestellt werden. Dies sehe sie jedoch äußerst kritisch, so Tielbörger, da die Eingriffstiefe der neuen Verfahren wesentlich höher sei und damit zudem wesentlich schneller deutlich mehr Veränderungen der Pflanzen-Genome erreicht werden könnten. „Es muss also um die wissenschaftliche Evaluierung der Chancen und Risiken gehen, die mit auf diese Weise erschaffenen Pflanzen einhergehen“, so Tielbörger. Das fehle in den vorliegenden Gesetzentwürfen jedoch völlig, weshalb diese aus ihrer Sicht völlig unhaltbar seien. So sehe der Gesetzesvorschlag vor, die Auflagen von der Anzahl der Veränderungen abhängig zu machen. Dies sei jedoch eine letztlich irrelevante Größe, da es vor allem um die Auswirkung der Veränderungen gehe und nicht deren bloße Anzahl.

Ihre größte Sorge seien zum einen der zügellose Einsatz der neuen Technik in der Grundalgenforschung und zum anderen die Tatsache, dass die Deregulierung auch sämtliche Wildpflanzen umfassen soll, zeigte sich Tielbörger betroffen. Über 300.000 Pflanzenarten würden damit zum Spielfeld von Wissenschafts- und Konzerninteressen. Viele der Versprechungen der Verfechter der neuen Gentechnik seien aus ihrer Sicht der Versuch, Probleme auf einer hohen Organisationsebene mit Methoden auf molekularer Ebene zu lösen, ohne tatsächlich über das fachliche Verständnis für die Komplexität der zu lösenden Herausforderungen zu verfügen. So nutze eine auf Trockenheitsresistenz gezüchtete Pflanze wenig, wenn man in Zeiten der durch den Klimawandel hervorgerufenen Wetterextreme lokal nicht wisse, ob einen im kommenden Jahr ein extremer Nässe- oder ein Trocken-Sommer erwarte.

Diversifizierung fördern statt Patentabhängigkeiten schaffen

Der Nachmittag der Tagung bot den Teilnehmenden zunächst vier verschiedene Workshops, deren Referentinnen und Referenten dann zum Abschluss der Veranstaltung noch in einen Austausch mit dem per Videostream zugeschalteten Europaabgeordneten Marin Häusling gingen. Häusling bat darum, weiter intensiv gegen das Gesetzesvorhaben anzugehen und die lokalen Europaabgeordneten zu mobilisieren. Auch wenn es angesichts des weit fortgeschrittenen Gesetzesverfahrens nicht mehr viele Möglichkeiten gäbe, noch wesentliche Verbesserungen zu erreichen, müsse alles getan werden, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern, so der Europaabgeordnete.

Die Teilnehmer der von der Bundesgeschäftsführerin der KLB Deutschland, Bettina Locklair, moderierten Podiumsdiskussion, Frau Tielbörger, Dr. Martha Mertens vom AK Gentechnik des BUND Naturschutz Bayern, Dr. Christoph Then von der NGO TestBiotech und Dr. Luis Zühl vom Bundesamt für Naturschutz waren sich dabei in der kritischen Beurteilung des Gesetzesentwurfs, der auch die Gefahr einer deutlich zunehmenden Abhängigkeit der Landwirte von Patenten sehenden Auges in Kauf nehme, und in der Frage, was es eigentlich bräuchte, einig: Diversifizierung fördern, weil sie Ertragsstabilität bringt, geringe Umweltauswirkungen nach sich zieht und neben der Resistenz und Resilienz auch die soziale Gerechtigkeit fördert! Diesem Fazit schlossen sich auch Lisa Amon von der Stabsstelle des Bistums, Harald Ulmer vom BUND Naturschutz Bayern und Martin Wagner vom Landesbildungswerk der KLB in Bayern für die Veranstalter der Tagung an.

Kontakt für Nachfragen in Eichstätt:

Lisa Amon

Nachhaltigkeitsreferentin
Postanschrift: Luitpoldstr. 2, Büroanschrift: Sollnau 2, 85072 Eichstätt
Tel. 08421 / 50-664
E-Mail: umwelt@bistum-eichstaett.de

Die Stabsstelle Schöpfung und Klima- und Umweltschutz des Bischöflichen Ordinariates ist zentrale Anlaufstelle der Umweltarbeit im Bistum Eichstätt. Es unterstützt und berät auf Anfrage die Dienststellen des Bischöflichen Ordinariats, kirchliche Verbände und Gruppen, sowie Pfarreien in ökologischen Fragestellungen.

 

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Martin Wagner
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Die KLB (Katholische Landvolkbewegung) Bayern ist seit 1951 eine Bildungs- und Aktionsgemeinschaft für die Menschen im Ländlichen Raum. Sie setzt sich für deren politische und religiöse, wirtschaftliche, soziale und kulturellen Belange ein.

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Die Rechte für alle Bilder liegen bei Martin Wagner. Veröffentlichung und Weitergabe ausdrücklich erwünscht!

 

 

 

 

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