Glück würde zu mehr Ehrlichkeit raten
Bei der digitalen Veranstaltung „Was Alois Glück uns heute sagen würde“, die vom Landesbildungswerk der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Bayern am vergangenen Donnerstagabend mit gut 40 Teilnehmenden fast genau ein Jahr nach dem Tod von Alois Glück durchgeführt wurde, waren sich die beiden Referenten, die Alois Glück in verschiedenen Kontexten intensiv kennengelernt haben – Dr. Theo Waigel, Bundesfinanzminister a.D., und Joachim Frank, Journalist und Buchautor, – einig: Alois Glück fehlt!
Waigel sieht im Moment die große Gefahr, dass die Demokratie an sich in Frage gestellt wird. Dabei sei sie erwiesener Maßen der beste Garant für Wohlstand. „Alois Glück hat beispielhaft vorgelebt, wie man ein gutes Leben führt. Er war ein Europäer und war vor allem immer darum bemüht, dem Gegenüber auch dann zuzuhören, wenn die Meinungen weit auseinandergingen“, so Waigel. Das sei eine Grundvoraussetzung für die Demokratie. Waigel weiter: „Mit dem Abwarten auf Karrieresprünge allein lässt sich auf Dauer keine Politik machen“. Waigel vermisst das Nachwachsen engagierter junger Menschen in verantwortliche Positionen. Hier müsse aus seiner Sicht viel offener von Kirche und Politik auf die jungen Leute zugegangen werden.
Journalist Frank, der zusammen mit Glück das Buch „Anpacken statt Aussteigen“ geschrieben hat, hob hervor, dass es Glücks fundamentale Überzeugung war, dass der Einzelne anpacken müsse, anstatt auf den Staat zu warten. Frank war sich mit Waigel einig, dass Glück sich darüber hinaus in der aktuellen Situation von der Politik mehr Ehrlichkeit erwarten würde. Es sei an der Zeit, den Menschen zu sagen, dass es in den nächsten Jahren Einschnitte geben werde und dass z.B. alle länger arbeiten müssten, um den gewohnten Wohlstand auch halten zu können. Auch er sieht bei der Kirche ein Unvermögen, eine Verbindung zu den jungen Menschen aufzubauen. Wenn überhaupt, würden Jugendliche und Junge Erwachsene erreicht, die ihren Schwerpunkt ausschließlich auf Frömmigkeit legten, nicht aber die, die aus dem Glauben heraus Gesellschaft und Politik gestalten wollten, so Frank. Frank ist überzeugt, dass Alois Glück auch dem synodalen Prozess noch entscheidende Impulse gegeben hätte bzw. geben würde. Glück habe gerade in der Führung der Kirche strukturelle Schwächen gesehen, die es anzugehen gälte. Zuletzt ergänzte Frank auch noch ein wichtiges weiteres Feld, in dem Glück aktiv war: „Alois Glück hat auch immer wieder auf blinde Flecken hingewiesen und war dort selbst engagiert. So z.B. in der Hospizbewegung, die ihm ein großes Anliegen war.“
Alois Glück, der Zeit seines Lebens mit der Katholischen Landjugend und der Katholischen Landvolkbewegung eng verbunden war, galt über die Parteigrenzen hinweg als integrer und mutmachender Demokrat, der nie müde wurde, das Engagement jedes und jeder Einzelnen für das Gemeinwohl einzufordern.
Die KLB (Katholische Landvolkbewegung) Bayern ist seit 1951 eine Bildungs- und Aktionsgemeinschaft für die Menschen im Ländlichen Raum. Sie setzt sich für deren politische und religiöse, wirtschaftliche, soziale und kulturellen Belange ein.
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